Der Tag beginnt so windig, wie der letzte endete. In den Gassen verfängt sich der Wind und bildet teilweise beachtliche Böen. Menschen mit kurzen Hosen und Kleidern scheint das nicht zu stören. Immerhin scheint brav die Sonne.

Nach dem Frühstück in einem kleinen Stehcafe ist mein Hauptziel heute der Dom. Ich bin ein wenig zu früh dran und umrunde das Bauwerk erstmal. Die gesamte Kirche ist mit weißem, grünem und rotem Marmor verkleidet. Eine wirklich einzigartige Aufmachung für eine Kirche.

Der Dom in Florenz

Mit entsprechender Buchung darf man auf die Kuppel hoch. Allerdings nur zur Buchungszeit, denn “You have to respect the time”. Wäre auch ein schöner T-Shirt-Spruch. Der Aufstieg funktioniert hier ähnlich wie beim Petersdom und es ist auch genau so steil und eng, allerdings gibt es auch Gegenverkehr. Dafür ist oben auf der Plattform mehr Platz. Von dort kann man einmal ringsherum schauen. Florenz ist auch von oben sehenswert.

Florenz von oben

Nun will ich aber auch den Dom von innen sehen. Dafür gilt es sich in die lange Schlange anzustellen, die sich vom Haupteingang einmal auf halber Länge am Dom vorbei schlängelt. Das wird ne Weile dauern und hier gibts auch kein Skip-the-Line. Da hilft nur traditionelles Anstehen. Aber mein Plan ist heute nicht so voll und so hat man wenigstens Gelegenheit die Fassade in Ruhe zu studieren.

Das Anstehen dauert ne gute Stunde. Durch den Wind läuft mir die Nase. Ich nutze die Zeit um etwas über das Gebäude zu lesen. Florenz hatte lange keinen entsprechenden Prunkbau und als die Stadt im 14. Jhd genau so wichtig war, wie z.B. London, musste etwas sehr Dekoratives her. Und weil man auch in Konkurrenz mit anderen Städten in der Toskana stand, musste es gleich die größte Kuppel von allen werden. So groß, dass niemand wusste, wie man sie überhaupt errichten sollte. Letztlich gelang es durch die Erfindung einiger neuer Bautechniken. Gut gemacht :)

Dann geht’s endlich ins Innere. Das wirkt im Vergleich zum Äußeren deutlich reduzierter. Ok, Marmorboden ist Standard, aber die Wände sind zu großen Teilen unverziert und alles Kunstvolle konzentriert sich im Wesentlichen auf die Kuppel. Durch die große Höhe, sind die Gemälde dort vom Boden gar nicht so richtig erkennbar. Insgesamt wirkt der Innenraum auf mich ein wenig unausgeglichen. Aber deshalb nicht weniger gewaltig.

Als ich gerade versuche den Dom von außen nochmal in Bildern festzuhalten, steht plötzlich Blondie auf dem Platz und macht ein Selfie vorm Dom. Noch bevor ich das richtig realisieren kann, ist sie schon wieder in den Menschenmassen verschwunden. Scheint als hätten wir ähnliche Reisepläne :)

Nun gehts ins Baptisterium. Das ist ein achteckiger Bau direkt auf dem Platz vor der Kathedrale. Er ist äußerlich ähnlich verkleidet, allerdings schon älter und innen deutlich schicker, mit einer aufwändigen goldenen Kuppel. Bekannt ist vor allem die Osttür, die vergoldete christliche Szenen zeigt. Mir fällt insbesondere ein Bodenelement auf, welches die zwölf Sternzeichen zeigt. Das hab ich an einem solchen Ort auch nicht unbedingt erwartet.

Im Norden, Richtung Bahnhof hab ich noch Santa Maria Novella offen. Da bin ich gestern recht achtlos vorbei marschiert. Es handelt sich um eine weitere Klosterkirche ähnlich Santa Croce. Mit einem netten grünen Platz davor. Geht doch :)

Santa Maria Novella

Weiter nördlich gibts noch ne Festungsanlage, aber so richtig viel macht die nicht her. Dann lieber noch ein wenig durch die Gassen ziehen. Hier oben ist es weniger touristisch und man hat diese klassischen Fensterläden in grün auf dunkelgelbem Grund. Dazwischen taucht eine weitere Kirche auf. Auch diese ist relativ groß, die haben sich hier nicht lumpen lassen.

Typisches Straßenbild

Zeit für etwas Abwechslung. In einer Seitenstraße gibt’s ein Da Vinci Museum, bei dem man verschiedene Erfindungen auch selbst als Holzmodelle ausprobieren kann. Ja, das klingt lustig. Die Flugmodelle kann man leider nicht probieren, aber verschiedene mechanische Erfindungen und man kann Gewölbe selbst bauen. Da Vinci war ein Selbstmacher und hat sich alles selbst beigebracht bzw. abgeschaut. Ich denke, er hatte Glück in einer Zeit zu leben, wo eigene Ideen wieder gefragt waren. Nicht viel vorher wäre er vielleicht als Ketzer am Galgen geendet.

Da Vinci Museum

Langsam wird es Abend. Und ich will noch hoch hinaus. Am südlichen Ufer gibt es eine Art Terrasse zu der man hochsteigen kann und wird mit einem tollen Blick auf die Stadt belohnt. Finden auch recht viele andere Leute, die sich in der Abendsonne auf den Treppen sammeln, dort wo es windgeschützt ist. Gemeinsames Happening über den Dächern der Stadt. Und ein Gitarrist spielt im Hintergrund “Wonderwall”. Filmreif ;)

Treppe am Piazzale Michelangelo

Bis zum Sonnenuntergang sind es noch ein paar Minuten. Ich nutze die Zeit und besuche noch schnell San Miniato al Monte. Noch eine kleine Kirche auf dem Hügel, die ebenfalls grün und weiß erstrahlt. Von hier oben hat man ebenfalls einen herrlichen Blick über die Stadt. Und es gibt auch einen Friedhof. Gibt wirklich schlechtere Orte um begraben zu liegen.

San Miniato al Monte

Überall laufen Jugendgruppen herum, mit einheitlichen Mützen oder Rucksäcken. Ich denke für die ist es nicht viel anders, als wenn bei uns Weimar oder sowas auf dem Programm steht. Mich würde interessieren, ob die sich die ganzen Namen und Zahlen merken können. Ich selbst seh schon eine Weile nicht mehr durch. Nur die Jahrhunderte kann ich recht gut auseinander halten und ein Brunelleschi taucht hier in Florenz oft auf, der hat scheinbar überall seine Finger im Spiel.

Blick von San Miniato al Monte

Ich kehre nochmal zur Terrasse zurück. Das ist wirklich ein schöner Spot. Gerade im Abendlicht ergibt sich eine sehr sehenswerte Szenerie. Fällt mir schwer mich davon zu trennen. Aber so langsam wirds echt Zeit fürs Abendbrot.

Diesmal entscheide ich mich zügig. Hab von gestern das Angebot noch gut im Kopf und zuviel Hunger um lange zu suchen. Spaghetti alla Carbonara. Eine Empfehlung aus der Heimat. War lecker. Hab mir auch noch Bruschetta Caprese vorab gegönnt. Ebenfalls lecker. Italiener wissen, wie man die einfachen Dinge besonders macht.

Morgen geht’s wieder früh raus, daher spar ich mir längeres Schlendern durch die Gassen und begnüge mich mit einem kleinen Pistazieneis für nur 4 EUR. Man gönnt sich ja sonst nix.