Heute ging’s also in aller Frühe los. Ich konnte wegen Aufregung und der ausgedehnten Entspannung in den beiden Tagen zuvor eh nicht so lang schlafen. Flink alles zusammen gepackt und ab in die S-Bahn. Allerdings schön behutsam, nur nicht am Kreislauf rütteln. Diesmal kein Kaffee beim Bäcker.. der Magen ist noch sensibel. Statt dessen Eibrot mit Remoulade, ggf. auch das gewagt. Na mal sehen.
Im Supermarkt noch ein Gerolsteiner Wasser. Ich vermeide mittlerweile Vio, weil Coca Cola schon genug Geld verdient mit abgefülltem Grundwasser. Leider aus Gewohnheit Medium gegriffen. Auch das ggf. noch nicht das Richtige für den Magen. Anyway.. Hauptsache Proviant an Bord. Von Zuhause kommen noch Bananen, Tomaten, Kiwi und ein Kanten Brot dazu. Darf man Obst überhaupt mit in den Flieger nehmen? Gut.. das kann ich auf diesem Weg gleich Mal in Erfahrung bringen.
Kaum im Zug fällt mir wieder ein, dass mir Gerolsteiner gar nicht schmeckt :( Gute Wahl. Anyway.. trocken Brot und fast kohlesäurefrei geschütteltes Wasser nimmt der Magen zumindest an. Geht doch. Gefängniskost ist genau der richtige Start in den Urlaub ;)
Am Flughafen geht alles ganz flink. Ich denk mir es ist ne gute Idee die Gerolsteiner Flasche mit in den Security-Bereich zu nehmen, zum Auffüllen auf der Toilette. Also schütte ich unter den irritierten Blicken der Taxifahrer die noch über halbvolle Flasche in einen Gulli. Zum Boarding bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich nur auf Toilettenwasser vertrauen sollte.. und erstehe für günstige 3,50 EUR einen halben Liter Vio. Immerhin Still *yeah*. Andere Marken gabs im inneren Bereich nicht mehr. Annehmen, einfach annehmen ;)
Mit mir reist übrigens eine italienische Schulklasse im besten Teenager-Alter. Sitzen alle schön um mich herum verteilt, snacken die ganze Zeit Nippon und zeigen sich gegenseitig ihre Instagram-Accounts. Aber hey, ich hab Fensterplatz, dort gibt’s eh die interessanteren Beobachtungen.
So will es das hervorragende Wetter, dass fast keine Wolken am Himmel sind. Über dem Bayrischen Wald erkenne ich Reste von Schnee und als wir bei Salzburg die Alpen erreichen, sieht man beeindruckend, wie hoch diese aus dem hügeligen Vorland aufragen. Dort sind alle Gipfel schneebedeckt und ich zücke das Handy um den Anblick festzuhalten. Als wir die Südalpen erreichen, verschwinden die Berge schlagartig und geben eine große Ebene frei. Hier sieht man große Abflüsse aus dem Gebirge, die alle in die Adria fließen. Vorher fliegen wir noch über Venedig. Sieht ziemlich winzig von oben aus und erinnert mich ein wenig an eine Hallig.
Schon krass, wie das Weltbild sich verändert, wenn man von oben auf die Welt schaut. Hab kurz diesen Astronautenmoment, den Raumfahrer beschreiben, wenn sie aus großer Ferne sehen und verstehen, dass es nur eine Welt gibt und darauf alles mit allem in Verbindung steht. Merkwürdig poetisch, denke ich respektvoll und frage mich, ob das an Höhenstrahlung oder Dehydrierung liegen könnte. Zur Sicherheit nehme ich schnell einen Schluck Vio.
Dann sind wir fast da. Da Nordwind herrscht, muss der Pilot eine Ehrenrunde drehen und an meinem Fensterplatz zieht die ewige Stadt in voller Pracht vorbei. Ich freu mich darüber, dass meine Ortskenntnis schon ausreicht die wichtigsten Landmarken zu erkennen. Sieht machbar aus.
Landung. Niemand klatscht. Endlich mal keiner dieser Ferienflieger, wo jede Landung gefeiert wird, als wäre dies eine Sensation. Überlege welche Kriterien wohl ausschlaggebend sind für das Klatschen. Kinder an Bord? Flugziel? Schwieriges Wetter? Egal.. ich müsste viel mehr fliegen, um hier aussagefähige Ergebnisse zu bekommen.
Als wir über den Flughafen rollen, steht links eine Air China Maschine mit Flaggen und militärischem Drumherum. Aha.. offenbar ein Staatsbesuch. Später lese ich im Internet, dass der chinesische Staatschef zu Besuch ist um Geschäfte zu machen und für seine Seidenstraße zu werben. Daher auch überall Polizei in der Stadt und alle fünf Minuten ein Helikopter am Himmel. Freue mich schon mal auf noch längere Schlangen bei den Security Checks im Vatikan als ohnehin :)
Was man sagen muss, der Flughafen funktioniert reibungslos. Das Gepäck ist schon auf dem Band als ich dort ankomme und binnen weniger Minuten ist man draußen. Zum Transfer in die Stadt habe ich mich auf einen Bus eingeschossen. Laut Internet nur 5,80 EUR.. aus meiner Sicht ne günstige Stadtrundfahrt. Ich finde auch den entsprechenden Schalter über dem in großen Buchstaben dieser Preis steht.. und zahle dann ungläubig 7 EUR, weil der Preis am Schild über dem Verkaufsstand nur im Internet gilt. Ahja, willkommen in Italien ;)
Während ich auf den Bus warte, gesellt sich ein Römer zu mir. Fragt, wo ich herkomme und sagt, dass er Deutschland mag, weil die Länder wie Brüder sind. Er scheint in Ordnung, also erzählen wir ein wenig, bis ihm auffällt, dass er kein Ticket hat. Ich schicke ihn zum Stand und passe auf sein Gepäck auf. Brüder halt. Im Bus sitzen wir dann nebeneinander. Er muss dringlich seine SIM-Karte wechseln, weil er wohl jetzt in Costa Rica wohnt und in Rom nur seinen Vater besucht. Als wir in den historischen Stadtkern einfahren, erzählt er mir von der Stadtmauer die fast noch überall erhalten ist und wir sprechen über die zweitausend Jahre Römisches Reich und wie sehr Antikes und Modernes hier nebeneinander steht.
Ein schönes Gespräch, aber ich sehne mich langsam Richtung Unterkunft. Als der Bus an der Termini-Station hält verabschieden wir uns und ich hab binnen 10 Minuten das Domizil gefunden. Für den Zugang habe ich klare Instruktionen erhalten: hier klingeln, Tür nicht drücken, öffnet automatisch, linker Aufgang, nochmal klingeln, 4. Etage, Lifttür immer fest heranziehen, Code eingeben, Raum “Michelangelo”, zweiten Code eingeben, Schieber nach rechts. Klappte alles auf Anhieb und in Windeseile konnte ich erstmal durchatmen.
Viel mehr passierte dann auch nicht. Ich war noch kurz auf einem Orientierungsgang hinsichtlich Frühstück und hab mich direkt danach auf eine Pizza eingeladen. Zur Feier des Tages Funghi et Proscuitto Crudo und ein Glas Cola. Dachte der Magen ist nunmehr soweit. Das Restaurant war recht überschaubar und ich fand es interessant, dass dort nur Männer arbeiteten. Allein fünf oder sechs im Service und nochmal zwei in der Küche. Keiner sah aus wie ne Aushilfskraft. Das hat mich doch etwas überrascht, da bisweilen mehr Servicekräfte da waren als belegte Tische. In Deutschland hätte man das sicher längst wegoptimiert. Aber hier bedienen einen professionelle, stets freundliche Herren zügig aber ohne Hektik. Ich glaube der eine hat sogar kurz zu “My Heart will go on” eingesetzt. Liebenswürdig :)
Vorm Schlafengehen stand dann noch eine besondere Challenge an. Das Duschen im Flurbad. Ich hatte mich aus optischen Gründen für das “goldene” Bad entschieden. Es war größer als das “grüne” und das Licht war besser. Mutig schritt ich unter den Duschkopf mit der Frage, ob das Volk der Erbauer von Thermen weit vor der Neuzeit die Kunst warmes Wasser in Nasszellen zu bringen, immer noch beherrscht. Die Antwort ist.. so halb. Es war kein Gebirgsbach aber die Wash-and-Go-Technik kam dennoch zum Einsatz.
Entsprechend gesalbt schlief ich dann unter dem übergroßen Motiv von Michelangelos “Die Erschaffung Adams” friedlich ein.
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