Mein Trip nach Rom und Florenz im März 2019

Kategorie: Allgemein

Eine lange Rückreise

Früh um 7 klappern meine Rollen über die unbelebten Gassen von Florenz. Es ist zugig und sonnig. Schöne Aufbruchsstimmung. Viel hat noch nicht offen, aber ich finde ein kleines Cafe und gönne mir ein kleines Frühstück mit Croissant und Cappuccino. Im Radio läuft hier italienischer Pop, passt dazu. Die letzten Male, denke ich.

Ein letzter Blick über Florenz

Das kleine Bus-Terminal ist schnell erreicht. Hätte etwas länger schlafen können. Nunja.. lieber zu früh als zu spät. Im Bus sind nur eine ältere Frau und ich. Sie nimmt einen früheren Flieger und macht sich Sorgen, ob sie ihn schafft. Nach gut 20 Min sind wir da. Der Flughafen ist überschaubar, angenehm. Ich setze mich in eine Ecke und lese, was sich in Sachen Brexit tut. Ah.. May hat wieder verloren. Never Ending Story.

Der Check-In dauert hier über ne Stunde. Es ist nur ein Schalter offen und Online-Check-Ins werden bevorzugt. Geht leider erst 48h vorm Flug und ich hatte keinen Drucker parat. Und Mobile Check-In wurde für diesen Flug nicht angeboten. Also warten. Denke irgendwann läuft das alles digital, geht um einiges schneller.

Flughafen Florenz

Und dann bin ich auch schon in der Luft. Es ist nur ein kurzer Hop nach Rom, es gibt nicht mal Catering an Bord. Direktflüge gabs von Florenz aus nur nach München und wer will schon nach München? :)

Flughafen Rom

In Rom habe ich drei Stunden Aufenthalt. Genug Zeit um den Flughafen zu erkunden. Mehr als genug. Bin gelangweilt und lese Nachrichten der letzte Woche nach. Viel ist nicht passiert. Also Leute beobachten. Ist ein Flug nach Deutschland, daher gibt’s hier viele Deutsche auf dem Flug. Irgendwie sind die wieder nur am meckern. Fühlt sich unangenehm an. Tatsächlich fällt mir das auf dieser Reise nur bei Deutschen auf. Naja, vielleicht ist man bei seinen Landsleuten kritischer.

Landung in Berlin

Irgendwann bin ich dann in Berlin. Manchmal find ich es hier sehr voll und dreckig, aber heute mag ich es. Beim Gosch im Bahnhof gibts Abendbrot. Auch hier hab ich wieder etwas Aufenthalt.

Fehlt nur noch die Bahnfahrt. Leider keine direkte Verbindung, ich muss in Bitterfeld umsteigen. Und zu allem Überfluss fährt der Zug heute wohl nur bis Rackwitz und ab da ein Schienenersatzbus. Hoffentlich mehr als einer ;)

Mit über 40 Minuten Verspätung rollen wir in Berlin los. Das Personal bittet alle Reisenden nach Leipzig bis Halle zu fahren und dort den Bus zu nehmen. Vorher wurde sich mit allen im Abteil abgestimmt. Irgendwas zwischen Schwarmintelligenz und Ratlosigkeit über die beste Verbindung liegt in der Luft. Aber niemand meckert, Stimmung ist eher angeregt. Geht doch :)

Leipzig

Kurz nach 22 Uhr klackern die Rollen dann über heimisches Pflaster. Von Bahnen hab ich heute genug und gehe den Rest des Weges einfach zu Fuß. Ein langer Tag und ein schöner Urlaub enden unter der warmen Dusche und recht bald danach im tiefen Schlaf mit hoffentlich vielen Träumen vom schönen Italien.

Tag 7 – Uffizien und Abschied

Für den letzten Tag habe ich die Uffizien im Programm. Hier lagern weltberühmte Kunstschätze aus praktisch allen Jahrhunderten seit der Renaissance. Die Leute stehen sich hier schon früh die Beine in den Bauch, daher hab ich vorher reserviert und sammel mich in einer Gasse um meine Reservierung in eine Eintrittskarte umzutauschen. Das muss man sagen, hier ist alles gut organisiert.

Uffizien

Ich vertraue mein Geraffel der Garderobe an. Mehr Bewegungsfreiheit und weniger Chance irgendwas zu beschädigen. Für den Moment brauch ich das eh nicht.

Der Rundgang beginnt mit dem Mittelalter und setzt sich dann in die Renaissance fort. Interessant, wie sich hierbei die Bilder verändern. Zunächst sieht man praktisch nur Jesus und Maria, aber sukzessive kommen andere Motive hinzu und die Malerei wird weicher und moderner. Man könnte annehmen, dass das das beabsichtigte Konzept der Ausstellung ist :)

Dazwischen immer wieder griechische und römische Skulpturen. Tatsächlich wirken diese oft viel lebensechter als die frühen Gemälde, vor allem die Gewänder sind unglaublich plastisch dargestellt. Und das vor knapp 2000 Jahren. Ich bin sichtlich beeindruckt.

In Saal 45 hängt ein Dürer und daneben hat Lucas Cranach den Reformator Luther und seine Frau Katharina von Bora gemalt. Interessant in einem doch eher katholisch geprägten Land.

Luther wurde hier auch aufgehängt

Zur Halbzeit gelangt man an ein kleines Cafe. Ich setze mich direkt unter den Torre de Arnolfo und genehmige mir ein zweites Frühstück. Günstig ist das nicht, aber mit der Sonne auf der Terrasse konnte ich schwerlich widerstehen. Eine kleine Pause hab ich mir verdient bei soviel Input.

Danach geht’s im unteren Geschoss weiter. Hier sind einige Räume in Umgestaltung, aber es gibt noch z.B. eine schöne Sammlung von Köpfungsmotiven: das Opfer Isaaks, Judith köpft Holofernes, David mit dem Kopf von Goliath, der Kopf der Medusa, etc. Lustige Auswahl. Um die Ecke zum ersten Mal keine Menschen auf den Bildern, sondern gerupfte Gänse und abgehangenes Fleisch. Interessanter Weg von der ikonographischen Jesusdarstellung hierher.

Dann endet mein Rundgang und ich schnaufe erstmal durch. Ganz schön viel Kunst hier. Und nun? Etwas Wissenschaft zur Abwechslung? Um die Ecke ist das Museo Galilei und lädt direkt mit einer großen Sonnenuhr zum Besuch ein. Ich check kurz das Internet, ob sich das lohnt und entscheide mich dann für diesen Exkurs. Und tatsächlich finden sich hier von Anwendungen einfacher Geometrie, über Astrolabien und alte Globen, bis hin zu Galileos Teleskop jede Menge Exponate wissenschaftsgeschichtlicher Bedeutung.

Im oberen Geschoss sind dann Geräte der frühen Chemie und zur Erforschung der Elektrizität beschrieben und ausgestellt. Das alles erinnert mich verdächtig an meinen Physik-Unterricht, nur sind die Exponate hier deutlich älter. Ähnlich wie in den Uffizien hat man den Eindruck einer kontinuierlichen Entwicklung. Spannend, wie das Wissen in der Renaissance explodiert ist und die Grundlagen der modernen Technologie geschaffen wurden.

Ich beschließe dem Südufer nochmal einen Besuch abzustatten. Neben einem leckeren Panini findet sich hier auch ein alter Schuhmacher, der noch mit Holzmodellen seiner Kunden arbeitet. Hab ich auch lange nicht gesehen. Der rote Thunfisch, der in einem der Restaurants im Schaufenster lag, ist nicht mehr da. War bestimmt teuer, soweit ich weiß, gibts davon gar nicht mehr so viele. Ansonsten ist es hier im Süden etwas ruhiger und weniger touristisch. Die Leute gehen einfach ihrem Alltag nach.

Gasse in Florenz

Nach einem halben Dutzend weiterer Kirchen, Säulen und Palazzi liege ich erstmal wieder in meiner Unterkunft. Erstmal alles sacken lassen. Was wohl von all dem hängen bleiben wird?

Beim Happening auf der Treppe am Piazzale Michelangelo kommt heute italienische Musik. Klingt nach unerfüllten Emotionen oder zumindest tiefer Leidenschaft. Passt zum Abschied.

Mit dem Blick auf die Stadt empfinde ich plötzlich Dankbarkeit, dass mein Trip trotz der Vorgeschichte so reich an Erlebnissen und Erkenntnissen war. Und ich in einer Welt lebe, wo man sich einfach mal ins Flugzeug setzen kann und die Welt erkunden kann. Im Grunde ein Privileg. Noch dazu, wenn hier so gutes Wetter herrscht.

Abendlicher Blick auf Florenz

Achso.. Blondie heißt übrigens Natalia und ist Estin, lebt aber schon länger in Berlin. Ich treffe sie zufällig auf dem Piazzale Michelangelo und spreche sie auf unsere zufälligen Begegnungen an. Wir kommen ins Gespräch und als es langsam kühl und dunkel wird, bestreiten wir den Rückweg gemeinsam. Sie hat einen russischen Akzent, versteht aber gut deutsch. Wir sind uns grundsätzlich sympathisch und entschließen spontan gemeinsam zu Abend zu essen. Ein Restaurant haben wir recht schnell gefunden, unsere Auswahlkriterien sind ähnlich.

Normalerweise geht sie nicht essen, weil sie nicht allein essen mag. Sie isst dann einfach tagsüber mehr und abends nichts. Studiert hat sie in Wernigerode und dann u.a. in Bielefeld und Stuttgart gelebt. Sie erzählt mir, dass Estland 1991 unabhängig wurde und dass Leute, die damals den Sprachtest nicht geschafft haben, nach Russland ausreisen mussten. Ich erzähle im Gegenzug Stories aus der DDR :)

Natalia

Ansonsten tauschen wir uns zu unseren Reisen aus und was wir wo gut fanden. Sie hat ein 10-Tagesprogramm und will noch auf den Campanile, bevor sie morgen nach Pisa weiterreist. Und sie reist oft allein und nur mit Handgepäck, da ist man flexibler, sagt sie. Planung ist alles, meint sie und wir verstehen beide, was das bedeutet. Überhaupt verstehen wir uns ungewöhnlich gut für zwei Fremde. Naja.. wir kennen aus ja auch schon ein paar Tage ;)

Als wir das Restaurant verlassen, begleite ich Sie noch bis zum Dom. Plötzlich erklärt sie anhand von Assassins Creed den Aufbau des Doms und wo man ihn am besten hinauf klettern kann. Ich muss schmunzeln. Noch jemand, der diese Assoziationen hat, denke ich und berichte von meinen virtuellen Abenteuern.

Dann ist der Dom erreicht. Wir bedanken uns für die spontane Gesellschaft, verabschieden einander mit einer Umarmung und dann zieht jeder wieder seiner Wege. Ein schöner letzter Florenz-Moment. Nun wirds aber Zeit für den Heimweg.

Tag 6 – Florenz

Der Tag beginnt so windig, wie der letzte endete. In den Gassen verfängt sich der Wind und bildet teilweise beachtliche Böen. Menschen mit kurzen Hosen und Kleidern scheint das nicht zu stören. Immerhin scheint brav die Sonne.

Nach dem Frühstück in einem kleinen Stehcafe ist mein Hauptziel heute der Dom. Ich bin ein wenig zu früh dran und umrunde das Bauwerk erstmal. Die gesamte Kirche ist mit weißem, grünem und rotem Marmor verkleidet. Eine wirklich einzigartige Aufmachung für eine Kirche.

Der Dom in Florenz

Mit entsprechender Buchung darf man auf die Kuppel hoch. Allerdings nur zur Buchungszeit, denn “You have to respect the time”. Wäre auch ein schöner T-Shirt-Spruch. Der Aufstieg funktioniert hier ähnlich wie beim Petersdom und es ist auch genau so steil und eng, allerdings gibt es auch Gegenverkehr. Dafür ist oben auf der Plattform mehr Platz. Von dort kann man einmal ringsherum schauen. Florenz ist auch von oben sehenswert.

Florenz von oben

Nun will ich aber auch den Dom von innen sehen. Dafür gilt es sich in die lange Schlange anzustellen, die sich vom Haupteingang einmal auf halber Länge am Dom vorbei schlängelt. Das wird ne Weile dauern und hier gibts auch kein Skip-the-Line. Da hilft nur traditionelles Anstehen. Aber mein Plan ist heute nicht so voll und so hat man wenigstens Gelegenheit die Fassade in Ruhe zu studieren.

Das Anstehen dauert ne gute Stunde. Durch den Wind läuft mir die Nase. Ich nutze die Zeit um etwas über das Gebäude zu lesen. Florenz hatte lange keinen entsprechenden Prunkbau und als die Stadt im 14. Jhd genau so wichtig war, wie z.B. London, musste etwas sehr Dekoratives her. Und weil man auch in Konkurrenz mit anderen Städten in der Toskana stand, musste es gleich die größte Kuppel von allen werden. So groß, dass niemand wusste, wie man sie überhaupt errichten sollte. Letztlich gelang es durch die Erfindung einiger neuer Bautechniken. Gut gemacht :)

Dann geht’s endlich ins Innere. Das wirkt im Vergleich zum Äußeren deutlich reduzierter. Ok, Marmorboden ist Standard, aber die Wände sind zu großen Teilen unverziert und alles Kunstvolle konzentriert sich im Wesentlichen auf die Kuppel. Durch die große Höhe, sind die Gemälde dort vom Boden gar nicht so richtig erkennbar. Insgesamt wirkt der Innenraum auf mich ein wenig unausgeglichen. Aber deshalb nicht weniger gewaltig.

Als ich gerade versuche den Dom von außen nochmal in Bildern festzuhalten, steht plötzlich Blondie auf dem Platz und macht ein Selfie vorm Dom. Noch bevor ich das richtig realisieren kann, ist sie schon wieder in den Menschenmassen verschwunden. Scheint als hätten wir ähnliche Reisepläne :)

Nun gehts ins Baptisterium. Das ist ein achteckiger Bau direkt auf dem Platz vor der Kathedrale. Er ist äußerlich ähnlich verkleidet, allerdings schon älter und innen deutlich schicker, mit einer aufwändigen goldenen Kuppel. Bekannt ist vor allem die Osttür, die vergoldete christliche Szenen zeigt. Mir fällt insbesondere ein Bodenelement auf, welches die zwölf Sternzeichen zeigt. Das hab ich an einem solchen Ort auch nicht unbedingt erwartet.

Im Norden, Richtung Bahnhof hab ich noch Santa Maria Novella offen. Da bin ich gestern recht achtlos vorbei marschiert. Es handelt sich um eine weitere Klosterkirche ähnlich Santa Croce. Mit einem netten grünen Platz davor. Geht doch :)

Santa Maria Novella

Weiter nördlich gibts noch ne Festungsanlage, aber so richtig viel macht die nicht her. Dann lieber noch ein wenig durch die Gassen ziehen. Hier oben ist es weniger touristisch und man hat diese klassischen Fensterläden in grün auf dunkelgelbem Grund. Dazwischen taucht eine weitere Kirche auf. Auch diese ist relativ groß, die haben sich hier nicht lumpen lassen.

Typisches Straßenbild

Zeit für etwas Abwechslung. In einer Seitenstraße gibt’s ein Da Vinci Museum, bei dem man verschiedene Erfindungen auch selbst als Holzmodelle ausprobieren kann. Ja, das klingt lustig. Die Flugmodelle kann man leider nicht probieren, aber verschiedene mechanische Erfindungen und man kann Gewölbe selbst bauen. Da Vinci war ein Selbstmacher und hat sich alles selbst beigebracht bzw. abgeschaut. Ich denke, er hatte Glück in einer Zeit zu leben, wo eigene Ideen wieder gefragt waren. Nicht viel vorher wäre er vielleicht als Ketzer am Galgen geendet.

Da Vinci Museum

Langsam wird es Abend. Und ich will noch hoch hinaus. Am südlichen Ufer gibt es eine Art Terrasse zu der man hochsteigen kann und wird mit einem tollen Blick auf die Stadt belohnt. Finden auch recht viele andere Leute, die sich in der Abendsonne auf den Treppen sammeln, dort wo es windgeschützt ist. Gemeinsames Happening über den Dächern der Stadt. Und ein Gitarrist spielt im Hintergrund “Wonderwall”. Filmreif ;)

Treppe am Piazzale Michelangelo

Bis zum Sonnenuntergang sind es noch ein paar Minuten. Ich nutze die Zeit und besuche noch schnell San Miniato al Monte. Noch eine kleine Kirche auf dem Hügel, die ebenfalls grün und weiß erstrahlt. Von hier oben hat man ebenfalls einen herrlichen Blick über die Stadt. Und es gibt auch einen Friedhof. Gibt wirklich schlechtere Orte um begraben zu liegen.

San Miniato al Monte

Überall laufen Jugendgruppen herum, mit einheitlichen Mützen oder Rucksäcken. Ich denke für die ist es nicht viel anders, als wenn bei uns Weimar oder sowas auf dem Programm steht. Mich würde interessieren, ob die sich die ganzen Namen und Zahlen merken können. Ich selbst seh schon eine Weile nicht mehr durch. Nur die Jahrhunderte kann ich recht gut auseinander halten und ein Brunelleschi taucht hier in Florenz oft auf, der hat scheinbar überall seine Finger im Spiel.

Blick von San Miniato al Monte

Ich kehre nochmal zur Terrasse zurück. Das ist wirklich ein schöner Spot. Gerade im Abendlicht ergibt sich eine sehr sehenswerte Szenerie. Fällt mir schwer mich davon zu trennen. Aber so langsam wirds echt Zeit fürs Abendbrot.

Diesmal entscheide ich mich zügig. Hab von gestern das Angebot noch gut im Kopf und zuviel Hunger um lange zu suchen. Spaghetti alla Carbonara. Eine Empfehlung aus der Heimat. War lecker. Hab mir auch noch Bruschetta Caprese vorab gegönnt. Ebenfalls lecker. Italiener wissen, wie man die einfachen Dinge besonders macht.

Morgen geht’s wieder früh raus, daher spar ich mir längeres Schlendern durch die Gassen und begnüge mich mit einem kleinen Pistazieneis für nur 4 EUR. Man gönnt sich ja sonst nix.

Tag 5 – Transfer nach Florenz

Heute ist Transfertag. Der Checkout ist schnell hinter mich gebracht und binnen weniger Minuten stehe ich im Bahnhof. Um zu den Gleisen zu kommen, braucht man ein Ticket, sonst wird man nicht durchgelassen. Also suche ich einen Schalter. Es gibt eine kleine Schlange und ich stelle mich an.

Plötzlich steht Blondie neben mir. Ich hab die Dame so getauft, als sie am ersten Tag direkt vor mir ins Frühstücksbistro ging. Ich hielt sie erst für eine Römerin, aber als sie dann auch am Petersplatz herumlief, war ich mir sicher, sie ist eine Touristin. Sonst war sie leicht bepackt, aber heute trägt sie einen vollen Deuter-Rucksack. Offenbar reist sie heute ebenfalls mit dem Zug. Irgendwie lustig sie hier auf meinen letzten Metern in Rom nochmal zu sehen, bildet eine nette Klammer um meinen Kurzaufenthalt.

Sicherheitsbereich im Bahnhof in Rom

Mit dem Ticket darf ich in die Sicherheitszone. Überall sind große LED-Anzeigen mit Zugnummern und erwarteten Bahnsteigen. Mein Zug hat 35 Minuten Verspätung. Auf irgendeiner High-Speed-Strecke ist wohl ein Zug ausgefallen. Informationstechnisch läuft es hier besser als bei der Deutschen Bahn. Also heißt es warten. Es ist recht laut und windig an den Gleisen und ziemlich voll. Gelegentlich fahren kleine Elektro-Scooter mit Anhängern vorbei. Hinsetzen kann man sich hier nirgendwo.

Dann ist endlich der Zug da. Waggon und Platz sind schnell gefunden. Endlich hinsetzen. Der Zug bietet hauptsächlich Vierertische, die man nochmal aufklappen kann. Leider sitze ich gegen die Fahrtrichtung. Naja.. sind nur anderthalb Stunden Fahrzeit, wird schon gehen.

Moderne Hochgeschwindigkeitszüge

Die zuginternen Systeme sind übrigens auch nicht übel. An jedem Platz gibt es einen Stromanschluss und man kann das Rollo elektrisch bedienen. Im Gang hängen Monitore, die neben Werbung auch Livebilder aus dem Cockpit, den Wetterbericht sowie alles zur aktuellen Reise zeigen, incl. Geschwindigkeit, Verspätung, Live-Karte und Anschlusszüge.

Die Reise geht durch zahlreiche Tunnel. Jedes Mal wenn der Zug mit 250 km/h da durchfeuert, hat man einen schönen Druck auf den Ohren. Ansonsten reist es sich so sehr entspannt. Die Landschaft wirkt sehr vertraut, nur im Hintergrund sieht am ein paar größere Berge.

Bahnhof in Florenz

Nur 90 Minuten später bin ich in Florenz. Das ist sehr gut für die ca. 250 km. Auch hier heute alles windig. Der Bahnhof macht nicht viel her, ist sehr moderne Architektur und der Vorplatz wirkt fast schon trist. Oder bin ich einfach nur verwöhnt von den letzten Tagen.

Ich check noch schnell, wo mein Bus dann am Samstag Richtung Flughafen abgeht. Alles wirkt deutlich kleiner und übersichtlicher hier. Sieht nicht sehr kompliziert aus, das wird kein Problem.

Bleibt als nächstes den Trolley eine halbe Stunde durch die Innenstadt zu klackern. Ich hab eine Unterkunft unweit des Doms gewählt, was aber bedeutet, dass ich jetzt mehr Weg habe. Naja.. immerhin hat das Ding Rollen unten dran. Die ganzen Highlights links und rechts nehme ich erstmal gar nicht weiter wahr. Erstmal ankommen.

Weil ich zu früh bin, melde ich mich besser per Whatsapp bei der Unterkunft an. Diese Airbnb-Geschichte ist wirklich nett. Bei einem Hotel hat man so einen Service teilweise nicht. Die Adresse ist schnell gefunden. Ich residiere den Rest der Reise in einem alten Palazzo, der seit über 500 Jahren hier steht. Ein Schild weist mich darauf hin, nicht im Treppenhaus zu essen und mich ruhig zu verhalten. Gut, sollte ich beides hinkriegen.

Innenhof meines Palazzo

Über die Treppe steige ich ins dritte Stockwerk und werde bereits empfangen. War hilfreich unten zu klingeln :) Binnen fünf Minuten bin ich eingecheckt und kann das Highlight dieser Unterkunft genießen: den Ausblick auf die Domkuppel.

Blick aus der Unterkunft auf den Dom

Nach etwas Entspannung nach der Reise, bin ich wieder bereit mich ins Getümmel zu stürzen. Einen richtigen Tagesplan gibt es heute nicht, also beschließe ich mich einfach ein wenig treiben zu lassen und etwas von der Atmosphäre aufzuschnappen.

Santa Croce

Mein erster Weg führt mich zu Santa Croce. Diese Kirche erstrahlt in schickem Weiß und Grün und ist zudem die letzte Ruhestätte von Galileo und Michelangelo. Ich überlege kurz hinein zu gehen, aber der Eintritt und das sonnige Wetter entscheiden anders. Lieber noch bisschen frische Luft schnappen. Ich lenke meine Schritte Richtung Arno und von dort nach Westen, wo man in der Ferne schon die Ponte Vecchio sehen kann.

Vorher biege ich noch kurz zur Piazza della Signoria ab. Hier steht der Palazzo Vecchio und direkt davor eine Kopie der berühmten David-Statue von Michelangelo. Durch den Durchgang zu den Uffizien kommt man Richtung Süden direkt zur Ponte Vecchio.

Ponte Vecchio

Auf dieser ältesten Brücke von Florenz stehen links wie rechts unzählige Goldschmiede, wodurch nur in der Mitte die Sicht aufs Wasser frei wird. Früher gab es hier wohl andere Gewerke, die die Lage direkt über dem Wasser nutzten um ihre Abfälle zu entsorgen. Diese wurden dann durch die Goldschmiede ersetzt, weil dort fällt kein Abfall an. Es ist tatsächlich interessant, dass die Bebauung von einer Brücke sonst nur selten irgendwo stattfand.

Auf der Ponte Vecchio

Wenn man der Straße über die Ponte Vecchio folgt, gelangt man zum Palazzo Pitti. Hier weiß ich ehrlich gesagt nicht, was sich Architekt und Baumeister gedacht haben. Das Gebäude ist eine einzige Steinwand aus großen Natursteinblöcken und der sanft ansteigende Platz davor ist komplett ohne jedes Grün, was den Eindruck noch trister macht. Das schmeichelt meinem Auge überhaupt nicht, daher bin ich hier nicht lange verbleiben.

Palazzo Pitti

Spannender sind da schon die ganzen Läden. Es gibt Unsummen von Lederwaren in Form von Taschen, Schuhen oder Jacken. Glaube irgendwo sogar ne Lederschule gesehen zu haben, wo man das Handwerk erlernen kann. Viele Produkte kann man an der Piazza del Mercato Nuovo sehen, einer Art Freiluftmarkthalle. Wirkt auf mich trotzdem ein bisschen zu touristisch, denn es gibt überall im Grunde sehr ähnliche Ware.

Die Details findet man eher in den unzähligen Gassen. Zum Beispiel Streetart an Wänden und Straßenschildern. In einer Nische liegt ein gebratenes Schwein und wird von einem Verkäufer gerade in handliche Stücke zerkleinert. In einem Geschäft läuft an einer Wand die ganze Zeit Schokolade. Frag mich, ob die das zumindest nachts ausschalten.

Streetart

Insgesamt wirkt Florenz durch die engen Straßen deutlich kleiner und geschäftiger. Es gibt viele Stores bekannter Label, die ihre Waren anbieten. Ich bin nicht so sehr der Shopping-Experte. Geschäfte sehen für mich fast überall gleich aus. Dafür muss ich nicht nach Italien fahren.

Dann folgt die übliche Abendbrot-Odyssee. Diese dauert heute länger, da ich mich bei den zahlreichen ähnlich klingenden Pizzerien nicht entscheiden kann. Letztlich endet meine Suche in einem Steakhouse. Die haben hier u.a. auch Fleisch mit über 100 EUR pro Kilo. Gut, dass ich ein Hemd trage :) Die Briten am Nachbartisch genehmigen sich gerade etwas Kobe-Rind Medium Rare. Ich bleib da lieber bei Hamburger, Mixed Salad und Birra Mediterranea.

Abendbrot im Steakhouse

So langsam wird es Zeit für den Heimweg. Am alten Markt umringt eine Jugendgruppe gerade einen Akkordeonspieler. Er intoniert gerade Sirtaki und plötzlich bilden alle einen großen Kreis und fassen sich an den Händen um ihn wild zu umrunden. Da mache ich spontan mit, etwas Lebensfreude schadet sicher nicht :)

Als ich an einer Kirche vorbei gehe, höre ich drinnen einen Chor. Der Harvard Westlake Chor gibt ein kostenfreies Konzert. Ist zwar fast um, aber das kann man sich schon mal gönnen. Zumal es in der Kirche angenehm voll klingt. Ich freu mich über diesen letzten Zufallsfund heute.

In der Wohnung begrüßt mich die Katze. Sie scheint ein wenig einsam und stöbert in meinen Sachen. Vielleicht hat sie aber auch einfach Hunger. Naja.. von mir erhält sie nichts.

Katzenbesuch

Na dem Duschen hab ich dann noch eine Special Situation. Beim Betreten meines Zimmers hab ich plötzlich die Klinke in der Hand. Und ich bekomme sie auch nicht mehr fest, was bedeutet, dass ich das Zimmer nicht mehr verschließen kann. Das sollte sich wohl mal jemand anschauen, bevor alle schlafen gehen. Ich kontaktiere die Vermieterin und die schickt mir ihren Gianmarco.

Sagt sie.. weil ich höre erstmal eine Stunde lang nichts mehr von ihm. Irgendwann werde ich ungeduldig. Ich hantiere mit kreativer Gewalt an der Tür herum, bis der Vierkant wieder auf seiner richtigen Gegenseite sitzt. Damit lässt sich die Tür nun wieder nutzen. Lange halten wird das aber nicht. Irgendwann trifft Gianmarco dann doch noch ein. Er prüft meine Lösung und ist zufrieden und in Windeseile wieder davon. Nunja, ich will mittlerweile auch nur noch schlafen.

Tag 4 – Das alte Rom

Heute gibts Wolken und wohl auch leicht Regen. Zudem merke ich die Aktivitäten der letzten beiden Tage in meinen Knochen. Dann also etwas ruhiger heute. Das Wetter hat auch Auswirkungen auf die allgemeine Stimmung. Alle wirken ein wenig ernster als die letzten Tage. Eigentlich logisch, verblüfft mich trotzdem, weils mir sonst nicht auffällt. Anyway.. mein Frühstück ist gut wie stets und ich erlaube mir noch ein kleines zweites Take-Away-Frühstück.

Frühstück mit meinem Zweiradbegleiter

Mein Tagesprogramm startet heute beim Kolosseum. Genau so groß wie der Petersdom, nur rund und oben offen. Früh sind hier auch noch kaum Leute. Ich drehe eine Runde und überlege wie viele Menschen hier den wilden Tieren und Gladiatoren zum Opfer gefallen sein müssen. Irgendwie barbarisch aber auch berauschend, wenn ich mir vorstelle, wie das gewesen sein muss, hier mit fünfzigtausend anderen Besuchern realistisch nachempfundene Wasserschlachten oder auch nur zum ersten Mal einen Elefanten zu sehen. Die Leute hatten ja noch kein Zoo oder Kino, insofern war das ein außergewöhnliches Spektakel.

Kolosseum

Nach meiner Runde lausche ich einer schwäbischen Führerin um noch etwas mehr Input aufzuschnappen. Die Eröffnungsspiele dauerten wohl 100 Tage lang und am letzten muss es sowas wie ne Konfetti-Lotterie gegeben haben. Wer das richtige Los erwischte, konnte ein Pferd oder einen Sklaven gewinnen. Sowas gibt’s im Kino auch nicht. Dass es Obelix war, der die Außenfassade zerstört hat, wissen die hier übrigens nicht. Komisch, wo die doch sonst alles so gut recherchiert haben :)

Regen. Das Wetter hält, was es versprochen hat. Naja.. ein paar Tropfen halten mich nicht von meiner Tour ab. Aber die Selfiestickverkäufer versetzt das in Aufregung. Wie auf Kommando laufen die plötzlich auf den Platz als wäre jemand hinter ihnen her. Dann fällt mir auf, dass sie die Sticks und Powerbanks kurzfristig in Schirme und Ponchos getauscht haben. Die sind gut organisiert! Und zwar alle der rund 20 Verkäufer allein hier am Kolosseum.

Regen am Kolosseum

Direkt neben dem Rund liegt der Palatin. Einer der sieben Gründungshügel und davon auch noch der älteste. Schön grün hier. Zwischen Pinien steigen immer wieder riesige Mauern auf. Noch ein Stadium. Pferdewettkämpfe müssen damals so wichtig wie Fussball heute gewesen sein. Ringsum alte Paläste und Verwaltungsbauten. Römische Giganterie. Aber das ist nicht der Uraltteil, eher so die Zeit, wo auch die anderen Großbauten entstanden.

Plötzlich zucken Blitze über den Himmel. Das muss jetzt nicht unbedingt sein. Wenig Deckung hier oben. Es regnet kurz und heftig, dann beruhigt es sich wieder. Mit etwa 30 anderen habe ich Schutz unter einem alten Gewölbe gefunden. Viele davon französische Schüler. Gibt eh viele Schulklassen hier. Wirken gut erzogen. Fühle mich bisschen an meine Jugend erinnert, da war ich auch viel in Jugendgruppen unterwegs. Der französische Lehrer erklärt “Il ne pleut pas forte” und so setzt sich die Gruppe wieder in Bewegung. Mir erscheint das allerdings zu optimistisch. Vielleicht bin ich aber auch einfach dankbar für die Pause.

Regen am Palatin

Dann gehts zum Romulus. Bei Ausgrabungen auf dem Palatin hat man an einer Stelle zwei Hütten gefunden, die räumlich so liegen, dass man vermutet, dass er dort gewohnt haben muss. Ok, Archäologie ist jetzt keine exakte Wissenschaft, aber im Grunde gibt es außer den Hütten keine sonstigen Belege, was im Grunde heißt, er könnte auch woanders hier in der Gegend gewohnt haben. Egal.. spielt am Ende auch keine Rolle. Das war immerhin ja schon 753 BC. Remus, der Bruder, hat übrigens keine Hütte. Brauchte er auch nicht, er wurde von Romulus erschlagen, weil dieser sich über die neu gegründete Stadt lustig machte. Schöne Familienverhältnisse.

Am Forum Romanum angekommen, hat man einen kolossalen Blick auf die Stadt. Hier liegen, weitestgehend in Trümmern, die ältesten Teile der Stadt. Alles, was das römische Reich später ausmachte, fand hier seinen Ursprung. Und für über 1000 Jahre war es das wesentliche Zentrum der Stadt. Hier kann also jeder Stein seine eigene Geschichte erzählen und so viele Namen kann sich niemand merken. Auf jeden Fall hat praktisch jeder Herrscher immer wieder Dinge angebaut oder umgewidmet, wodurch letztlich das gesamte antike Rom entstand. Rom wurde also tatsächlich nicht an einem Tag erbaut.

Forum Romanum

Der Regen ist zurück. Ich stehe unter einem Baum halbwegs trocken und esse Kekse. Möwen kreisen und betteln um Futter. Bei mir haben sie da wenig Glück, hab mir extra die bretonischen Kekse gegönnt und von Zuhause mit nach Italien gebracht. Aber irgendwer füttert ja immer.

Die Regenpausen verlängern meinen Aufenthalt nun doch merklich. Hunger! Also suche ich, nachdem ich alle möglichen Trümmer ausreichend beäugt habe, direkt etwas zu essen und finde ein kleines Steakhouse mit hunderten von Schildern an der Decke: Alfa Romeo, Martini, Peroni, Route 66, Coca Cola, etc. Dazwischen alle Arten von Musikinstrumenten. In den Ecken der Wand hängt je einer der Blues Brothes als Skulptur in Lebensgröße. Ein Schild informiert, dass Ray Charles am Saturday Night im Cotton Club live zu sehen ist. Im Gewölbe fliegt ein großes Modellflugzeug und im Hintergrund läuft gerade Abba im Fernsehen. Die Speisekarte hat Abbildungen in Pin-Up-Style. Das hier scheint echt ein gemütliches Bar-Kleinod zu sein und ich begrüße meine gute Wahl :)

Dekoration im “La Base”

Ich esse Fiamminga di carne. Dabei erhält man quasi Primi, Secondi Piatti und Salat in einer unverschämt großen Auflaufform. Sieht lecker aus, ist aber auch unglaublich viel. Dazu Brot, allein davon würde ich satt werden. Aber ich habe die Hoffnung, dass das Wetter sich bessert, wenn ich etwas länger hier bin.

Nach dem Essen bin ich mehr als satt. Jetzt gehts erstmal zurück zum Rad und so langsam gilt es dann auch Abschied zu nehmen. Ich unternehme noch eine kleine Radtour zum Circus Maximus. Heute ist das eher eine Wiese, wo im Sommer Konzerte stattfinden. Früher gabs hier die berühmten Wagenrennen, die man aus Ben Hur kennt. Für mich steht hier der obligatorische Geocache an. Ist leicht zu erreichen und ich kann mich über einen neuen Pin in der Weltkarte freuen.

Circus Maximus

Dann noch kurz hoch zum Orangengarten. Der Hügel fehlt noch. Auch hier blickt man hübsch über die Stadt. Wohl mein letzter Rundumblick auf die Stadt. So langsam muss ich das Bike zurück bringen. Und irgendwie bin ich auch durch.

Orangengarten

Beim Abgeben des Rads durchfließt mich eine interessante Mischung aus Bedauern und Freude den Heimweg nicht schieben zu müssen. Eigentlich aus meiner Krankheit geboren, war es insgesamt eine kluge und sehr Freude spendende Idee ein Fahrrad zu nehmen. Gerade gestern, als es so warm war und ich mich langsam eingegroovt hatte. Es ist wirklich eine tolle Möglichkeit die Stadt zu erkunden. Besser wäre höchstens noch ein E-Bike gewesen. Naja.. dann beim nächsten Mal :)

Aber jetzt freue ich mich die letzten Meter zu Fuß in die Stadt einzutauchen. Hinter dem Kapitol gibt’s eine Spot, wo man das Forum Romanum in bestem Abendlicht sehen kann. Das ist ein schöner letzter Blick auf knapp 2700 Jahre europäische und damit auch meine Geschichte.

Forum Romanum im Abendlicht

Ich hab gelesen, dass viele Steine vom Forum für andere Gebäude genutzt wurden und im 12. Jahrhundert hier Kühe geweidet habe, während das Forum in Trümmern unter Metern von Erde begraben war. Auch als Goethe hier war, war das Forum noch nicht wieder freigelegt.

Die ewige Stadt hat eine Weile gebraucht ihr Erbe wieder auszugraben. Aber sie hat es auch immer verstanden die Errungenschaften der vorherigen Kulturen zu integrieren, egal ob ägyptisch, etruskisch oder griechisch. Und in gewisser Weise haben das spätere Europäer auch nicht anders gemacht. Ist schon interessant, wie sich stets alles ändert, aber im Grunde doch auch gleich bleibt bzw. in neuer Form weiter lebt.

Blick zum Kolosseum

Auf dem Rückweg sehe ich noch ein asiatisches Pärchen. Sie steht im Brautkleid vorm Kolosseum allein auf der Straße und wirkt ziemlich verloren. Daneben steht ein halbes Dutzend Assistenten die gerade versuchen den Schleier fotogerecht herzurichten. Der Bräutigam steht mit Händen in den Hosentaschen da und wirkt genervt. Im Hintergrund geht gerade die Sonne unter. Naja.. immerhin das ist romantisch.

Asiatische Hochzeitsträume

Tag 3 – Vatikan

Heute noch etwas eher auf. Bin mit der Erste beim Frühstück, die haben gerade erst geöffnet. Warum die Eile? Ich hab mir vorgenommen dem Papst aufs Dach zu steigen. Bis zum Petersdom brauche ich auch mit dem Fahrrad ne kleine Weile und weil sich recht schnell dort große Menschenmassen bilden, will ich lieber früh dran sein.

Im Internet hatte ich bereits Zuhause ein Angebot mit Audioguide und bevorzugtem Einlass gebucht. In meiner Erinnerung stand da auch was von Kuppeleintritt, aber der kostet wohl nochmal extra. Ich melde mich mit meinem Voucher beim Guide und erhalte einen orangenen Klebepunkt auf die Jacke. Ist ne Fleecejacke, hält hoffentlich, denk ich. Mit dem Punkt darf ich an der wartenden Schlange vorbei. Oh stimmt.. ich hab ja ein Skip-the-Line-Ticket. Die Schlange sind zu diesem Zeitpunkt etwa ein Dutzend Menschen, denke die kommen damit klar. Jetzt muss der Audioguide aber richtig gut sein, damit sich das Geld gelohnt hat.

Petersplatz

Den Guide gibt es drinnen. Also folge ich erstmal den Schildern bis sich die Pfeile für “Tickets für Kuppel” und “Audioguide” trennen. Erstmal den Guide, denk ich. Der Stand ist schnell gefunden und über ein offenes WLAN kann man sich die App und dann über einen QR-Code dann den Guide ziehen. Klappt mit Anleitung der Dame am Stand problemlos, außer das beim Download des deutschen Guides immer Netzwerkfehler kommt. Nach dem dritten Versuch nehme ich den englischen, der geht sofort. Ahja.. nagut, versteht man ja auch und irgendwie ist das ja auch ne Sprachreise.

Den QR-Code gibts übrigens für alle Träger von orangenen Punkten. Ich habs geschafft meinen Punkt auf den kurzen Weg hierher zu verlieren. Überlege schon, wo ich einen neuen Klebepunkt herbekomme. Aber als Fallback wird dann auch mein Voucher akzeptiert. Ist irgendwie auch nachvollziehbarer eigentlich. Vermutlich geht es hier um Geschwindigkeit, wenn viele Leute kommen. Wobei ich wenig Leute mit orangefarbenen Punkten gesehen habe. Oder vielleicht haben die bei denen auch nicht gehalten. Auf dem Weg nach draußen sehe ich zumindest einige auf dem Boden liegen :)

Ok, dann auf zur Kuppel. Irgendwo stand man soll keine Rucksäcke mitnehmen, aber da mich niemand davon abhält, behalte ich mein Zeug lieber am Mann. Der Eingang geht direkt rechts nebem dem Dom weg und zumindest hier lohnt es sich auf jeden Fall so früh dran zu sein. Es sind nur knapp zehn Leute an der Kasse. Man darf wählen zwischen Lift und Treppe, wobei das nur das erste Stück betrifft. Ich gönne mir den ganzen Spaß und spare mir den Lift. Kurz überlege ich, ob das clever war, wegen der noch nicht so guten Kondition, aber ich hatte gelesen, dass der eigentlich anstrengende Teil ohnehin der zweite ist, wo alle durch müssen.

So ist es auch. Während es zunächst nur stupide im Kreis umher ging, zwängt man sich nun zunehmend durch eng gezogene und dazu auch noch geneigte Gänge die kaum mehr als schulterbreit sind. Dazu gibts motivierende Schilder wie “nur noch 165 Stufen”. Es ist eng, steil und schweißtreibend, aber ich halte mich ganz gut. Andere sind noch langsamer. Da es ein One-Way ist, kann auch niemand anhalten oder gar umdrehen. So fließt das menschliche Förderband unaufhörlich bis ganz nach oben.

Blick vom Petersdom

Oben entschädigt dann ein herrlicher Blick auf den Petersplatz. Dazu kann man nicht viel sagen. Wenn ihr in der Nähe seid, macht das! In der anderen Richtung sieht man zudem die Vatikanischen Gärten. Lange hält man es oben übrigens nicht aus, da auch hier sehr viel Enge herrscht. Im selben Modus geht es dann wieder hinab und man landet direkt im Dom.

Vatikanische Gärten

Der Dom ist gewaltig. 180 Meter lang, riesig hoch und vollständig mit Marmor verkleidet. Da es die längste Kirche ist, gibt es in der Mitte auf dem Boden so kleine Sterne, die die Länge anderer Kirchen angeben. Nette Idee.

Ansonsten muss hier schon deshalb alles so groß sein, damit täglich 20.000 Leute durchmarschieren können. Ohne Unterlass sehe ich Teleskopstäbe mit irgendwelchen Fahnen dran. Dahinter jeweils eine ethnisch recht homogene Gruppe mit grünen Kopfhörern, die dem Fahnenträger folgen. Neben den hier üblichen Sprachen sehe ich auch koreanische, russische und deutsche Guides.

Über den Audioguide versuche ich selbst einiges herauszufinden, aber es gibt hier so viel Input, dass ich abschalte und es lieber so auf mich wirken lasse. Vor allem der Marmor ist sehr beeindruckend, weil er in feinen Intarsienarbeiten den ganzen Boden überdeckt. In der Form ist mir das einzigartig. Ansonsten ist die Größe beachtlich, gerade weil durch die Fenster Lichtstrahlen bis auf den Boden gezogen werden. Hier kriegt man was für sein Geld. Ah, wait.. der Dom selbst kostet gar keinen Eintritt. Nur die Kuppel und wenig hilfreiche Audioguides :)

Petersplatz

Hunger meldet sich. Zudem gibt es noch ein zweites Date heute. Also wieder an die frische Luft und dann einmal außen rum ans andere Ende des Vatikans. Dort liegt das vatikanische Museum, bzw. dessen Eingang. Die Hauptattraktion, die Sixtinische Kapelle, liegt nämlich genau neben dem Dom. Im Grunde könnte man da durch gehen, aber so folgt man halt dem Weg raus und einmal komplett an der Außenmauer entlang, was leicht ne halbe Stunde dauern kann.

Ich esse unterwegs, sonst wird es knapp mit der Zielzeit. Alle Voucher haben hier Zeitangaben, an die man sich halten muss, sonst gibts kein Skip-the-Line mehr. In diesem Fall ist es wirklich nützlich. Ich kann dank Reservierung an mindestens hundert Wartenden vorbeigehen. Dabei kostet das nur wenig mehr als das Ticket vor Ort zu kaufen. Ich versteh gar nicht, warum nicht mehr Leute das nutzen. Die Straßenverkäufer ebenfalls nicht, zumindest bieten sie ihre (vermutlich überteuerten) Skip-the-Line-Tickets jedem Passanten lautstark an.

Vatikanisches Museum

Im Museum gibt es unzählige Skulpturen, Reliefs, Wandteppiche, Gemälde und sonstige Artefakte. Stücke aus Ägypten, Griechenland, dem alten Rom, aber u.a. auch aus Kolumbien. Und Keilschrift hab ich auch gesehen. Es scheint die Päpste sammeln gern. Und offenbar nicht nur Schäfchen. Wobei davon gibt es hier auch sehr, sehr viele.

So lässt sich auch die Sixtinische Kapelle voll genießen. Wenn man denn voll mag :) Ich stehe direkt unter dem berühmte Gemälde, wo Gott Adam den Lebensfunken gibt. Irgendwie lustig, dass mein Room Michelangelo genau das selbe Motiv hat. Aber abgesehen von dem Bild kommt mir die ganze Kapelle seltsam bekannt vor, bis mir klar wird, dass ich den Ort kenne. Hierher hat es mich schon mal bei Assassins Creed verschlagen und ich hab hier einen der Endbosse getötet. Komische Assoziation in diesem Moment. Zumindest war es friedlicher als hier, wo sich energische “Silence” und “No Picture” Rufe abwechseln.

Pause. Im Garten gibts was zur Stärkung und Zeit noch ein paar Dinge nachzulesen. Der Vatikan hat nur ca. 800 Einwohner, darunter keine Analfabeten (einziger Staat weltweit). Es gibt einen Bahnhof und eine eigene Staatsbahn mit immerhin 200 Meter eigener Strecke. Es gibt sogar ne Fussballmannschaft, nur kein Stadium.

Park im Vatikanischen Museum

Spannend ist auch, dass der Bischof von Rom zwar Papst ist und mehr oder weniger direkt im Petersdom wohnt, seine Bischofskirche liegt jedoch 5km außerhalb des Vatikans.

Dieses ganze Kirchending scheint mir nicht so strikt durchorganisiert zu sein, wie man oft denkt. Vielleicht ist das ein Teil des Geheimnisses, warum so viele Leute sich dahinter versammeln konnten und immer noch können. Hier im Vatikan wirkt es auch nicht so bedrohlich ernst, wie in manch deutscher Kirche. Könnte es sein, dass die “German Angst” das mit der Höllenqualen-Theorie einfach ein wenig übertrieben hat?

Zumindest kann ich bei all der Pracht verstehen warum Luther, der auch hier war, fand, dass es zum reinen Glauben diese Dekadenz nicht braucht. Ist auch schwer zu erklären, warum in der Heimat die Landsleute um ihr Erspartes gebracht werden, nur um hier noch mehr Pracht anzuhäufen. Hat irgendwie was von früher Form von Kapitalismuskritik.

Doppelt gewundene Treppe zum Ausgang

Zurück am Petersplatz. Mehr los als heute morgen, aber die Spitze ist wohl schon durch. Freue mich über meine Zeitplanung. Im Gegenlicht erscheinen die Brunnen besonders schön. Manchmal kommt ein Windstoß und duscht die Umstehenden sanft. Kurz kommt das Gefühl auf, dass ich ne Weile das nicht mehr sehen werde. Lieber noch ein paar Fotos machen :)

Petersplatz

Als es langsam Richtung Abend geht, hab ich mich schon wieder aufs Rad geschwungen. In einer der Seitenstraßen finde ich einen Supermarkt und hole mir frisches Obst und was zu Knabbern. Einen kleinen Höhepunkt hab ich heute noch geplant.

Am Tiber entlang

Der Hinweg ist leider recht beschwerlich. Da hilft auch das Rad nicht mehr, also vertraue ich es einem Straßenschild an und gehe zu Fuß weiter. Endlich oben auf dem Gianicolo angekommen, entschädigt der Ausblick über die ganze Stadt jedoch jede Strapaze. Ich lehne mich an einen Steinpoller und blicke über die Stadt und die Besucher hier oben und beginne zu essen.

Ausblick vom Gianicolo

Dann wird es Zeit für den Heimweg. Da ich unweit von Trastevere bin, was sowas wie das Künstlerviertel in Rom ist, entscheide ich mich dort noch einen kleinen Abstecher zu machen. Nette kleine Gassen und Geschäfte. In einem werden Instrumente repariert. Ich bin irgendwie vom Hunger getrieben und lande in einem Laden mit frischer hausgemachter Pasta. Hab ich nicht gerade gegessen?! Egal.. es schmeckt lecker und im Radio läuft hier wohlklingender italienischer Pop und die Bedienung singt leise mit.

Den Rückweg nutze ich dann noch für eine kleine Nachtradtour. Es ist immer noch recht warm und es macht Laune die Gebäude bei Nacht zu sehen, Fotos zu schießen und kleine Verkehrsbeobachtungen zu machen.

Verkehrsbeobachtungen am Piazza Venezia

In meiner Unterkunft angekommen denke ich, wie schnell man sich doch an Sachen gewöhnt. Erst den Chip anhalten, dann das Fahrrad in Lift hochkant reinstellen, dabei in die Knie gehen, damit man selbst noch mit rein passt, rückwärts aus dem Lift wieder raus, Code eingeben, noch einen Code eingeben und schon bin ich in meiner Ruhestätte angekommen.

Ein toller Tag geht zu Ende und bisher macht mir Rom sehr viel Spaß. Ich habe grandioses Wetter, mein Körper spielt so langsam wieder mit und ich fühle mich sehr gut unterhalten.

Tag 2 – Rom

Stunden später finde ich mich in einem süßen kleinen Bistro mit Blick auf einen historischen Platz wieder. Die Sonne scheint, alle haben gute Laune und im Radio läuft “Englishman in New York”. Das muss dieses “La Dolce Vita” sein. Kann man sich dran gewöhnen :)

Die Straßen sind am Sonntag früh noch recht leer. Angenehm. Viele Rollläden sind noch unten. Ein paar Tauben spielen im Dreck. Vor dem Fenster sitzt ein Bettler und Passanten stecken ihm gelegentlich etwas zu. Geistliche in weiten Kutten schreiten ehrwürdig vorbei.

Schnittig frisierte Italiener mit gekonnt lockerer Art lächeln die jungen Damen hinterm Tresen an. Die erklären geduldig die zahlreichen Geschmacksrichtungen des Gebäcks und merken sich die Bestellung während der Zeit der Anwesenheit im Bistro. Das System basiert offenbar auf Vertrauen. Denke ich komme morgen wieder.

Während ich so auf den Platz blicke, versuche ich zu verstehen, wie die Verkehrsregeln funktionieren. Es gibt hier keine Ampeln, jeder geht oder fährt, wie er denkt und der Rest wird scheinbar untereinander ausgehandelt bzw. antizipiert. Das Konzept scheint mehr auf Kommunikation als auf starren Regeln aufzubauen. Scheint ganz gut zu klappen. Gut.. so viel ist noch nicht los, mal beobachten.

Da die Wege in Rom nicht unwesentlich sind und weil ich immer noch nicht richtig fit bin, hab ich mich entschieden ein Rad zu mieten um besser voran zu kommen und unabhängiger von öffentlichen Verkehrsmitteln zu sein. Daher mein erhöhtes Interesse am Straßenverkehr. Es gibt hier wenige Radwege, aber man kann mit dem Rad auch in die Fußgängerzonen fahren. Auf der anderen Seite teilt man sich die Straßen mit Autos, Bussen und LKWs.

Die Leihe hab ich vorher online reserviert und die Abholung war nicht weit von meiner Unterkunft. Ne Freundin hatte mir davon abgeraten, wegen des Verkehrs und ich bin selbst nicht ganz sicher, ob dieses Vorhaben gut durchdacht ist. Aber der Vermieter bietet mir nicht mal nen Helm an, also was soll da schon passieren ;)

Also gut.. dann auf ins Abenteuer. Der erste Stop ist die Piazza Venezia. Hier steht ein großes Monument zu Ehren von König Viktor Emanuel II. Dieser hat 1861 Italien quasi geeint und ist demnach eine wichtige Größe im Gründungsmythos. Deshalb gibts auch Feuerschalen und zwei Soldaten wachen in strengem Spalier über den ganzen Marmor und zwei Italienflaggen.

Piazza Venezia

Mich interessiert vor allem die Aussicht und was sich gleich nebenan befindet. Dort ragt nämlich die Trajanssäule ca. 30 Meter in die Höhe. Diese wurde vor knapp 2000 Jahren dort aufgestellt um Kaiser Trajan zu ehren. Der hatte mit dem “Trajansforum” die vierte große Erweiterung zum Forum Romanum geschaffen um mehr Platz für all die Beamten zu schaffen. Heute kann man neben der Trajanssäule auch die Überreste des Forum sehen u.a. mit beeindruckenden Säulenreihe in gigantischen Ausmaßen.

Trajanssäule

Durch diese Szenerie ziehen Läufer ihre Morgenrunde. An neuralgischen Punkten bieten überwiegend afrikanisch aussehende Verkäufer Selfie-Sticks und Powerbanks zum Verkauf. Ein Geiger interpretiert seine Version zu Ed Sheeran “All of Me” (und das gar nicht mal schlecht) während ein asiatisches Pärchen offenbar gerade Hochzeitsfotos macht.

Ich setze mich auf einen bestimmt Jahrhunderte alten Marmorblock unter ein paar Pinien und freue mich über das überragende Wetter und das bisher alles so gut läuft. Schön hier :)

Dann gehts weiter zum Pantheon. Um einen Ersteindruck zu bekommen, umrunde ich das Gebäude erstmal. Vorn angekommen wird der Einlass verweigert. Gottesdienst. Nunja, dann später mehr davon. Nebenan ist die Piazza Navona. Das war früher eine Art Arena, bevor die Wettbewerbe ins Kolosseum umzogen. Daher hat sich u.a. noch die langgezogene Form des Platzes erhalten.

Wettbewerbe gibts hier nur noch um die beste Fotoposition am Brunnen. Ist schon erstaunlich wie die Selfie-Generation zielgerichtet möglichst fotogene Posen einnehmen kann. Meine Generation bringt diese Skills noch nicht mit. Gut, so richtig wichtig finde ich das jetzt auch nicht. Aber es beeindruckt mich. Das haben die sich sicher hart antrainiert.

Auch hier wieder die obligatorischen Afrikaner, glaube die arbeiten alle zusammen. Diesmal gibt es auch noch Rosen. Zum Glück hab ich keine Frau dabei, die sprechen sie nämlich besonders gern an. Sind ein bisschen aufdringlich die Jungs. Im Hintergrund singt eine Frau Opernmusik nach. Leute bleiben stehen und lauschen. Sie ist nicht so schlecht. Aber es klatscht keiner. Wie im Flugzeug. Vielleicht klatscht man in Italien gar nicht?!

Piazza Navona

Der Brunnen ist übrigens sehenswert. Vier Männer symbolisieren in Form von vier großen Flüssen die damals bekannten vier Erdteile. Obendrauf steht ein ägyptischer Obelisk mit Hieroglyphen. Auch die Kirche daneben bietet was fürs Auge. Vor allem die Gestaltung der Decke find ich gelungen. Sehr bunt und das Licht wird gut aufgenommen und im Raum verteilt. Den Boden ziert Marmor verschiedenster Farben. Gut Carrara ist ja auch nicht so weit weg. Das scheint hier Standard zu sein. Gewidmet ist die Kirche übrigens einer Agnes, die als Märtyrerin verbrannt wurde. Sie soll der Legende nach im Stadion (also dem heutigen Platz) nackt zur Schau gestellt worden sein und auf wundersame Weise haben sich ihre langen Haare dann so verteilt, dass ihre Scham bedeckt war. Ahja.. zu sexy sollte die Story wohl in den Augen der Kirche dann doch nicht werden :)

Sant’Agnese in Agone

Dann endlich Pantheon. Im Grunde handelt es sich hierbei um den Prototyp aller großen Kuppelbauten weltweit. Nur ist dieser schon schon knapp 2000 Jahre alt und hat einen Durchmesser von über 40 Meter. Oben in der Mitte befindet sich ein Loch, wo es reinregnet, aber das macht dem Marmor wenig und durch Löcher im Boden fließt das Wasser einfach ab. Gebaut als eine Art Skulpturengalerie zahlreicher Götter (daher der Name), wurde mit der Christianisierung hier dann auch das Kreuz maßgeblich. Bisschen schade in meinen Augen, zumal die Kirche schon auf Grund der Bauform für mich nicht so richtig funktioniert.

Pantheon

Als ich das Gebäude betrete, riecht es noch nach Weihrauch. Lange nicht gerochen. Und es gibt eine Orgel. Also scheinbar doch eine Kirche. Allerdings geht es für eine Kirche hier sehr touristisch zu. Leute legen ihre Handys auf den Boden, damit das klassische Fotomotiv vor dem charakteristischen Loch entsteht. Mehrfach ertönen mehrsprachige Durchsagen mit Bitte um Ruhe. Ich freue mich, dass ich alle Sprachen außer chinesisch verstehe und frage mich, ob automatische Durchsagen wirklich das richtige Mittel sind. Wirkung zeigen die nämlich keine, weswegen dann einer der Geistlichen zum Mikrofon schreitet und beherzt ein “Pssssst” formuliert. Das klappt umgehend auch ohne jede Übersetzung :)

Im Pantheon

Als ich schon wieder gehen will, fällt mir auf, das genau zur Mittagszeit die Sonne auf den Eingang fällt. Nord-Süd-Ausrichtung also. Passt für mich gut zu einem Gebäude der Götter.

Nächster Halt: Trevi Brunnen. Hier sind wirklich unglaublich viele Menschen. Alle versuchen sich nach vorn zu drängen um das berühmte Bild zu machen, bei dem man ein Geldstück über die Schulter in den Brunnen wirft. Bisschen albern, denk ich, aber es scheint den Leuten Spaß zu machen. Zwischen den Leuten springen noch Verkäufer rum, die anbieten das perfekte Bild zu schießen. Ich biete diesen Service auch, allerdings für lau. Vielleicht gucken die deshalb so böse.

Trevi Brunnen

Erstmal ein Eis, gibt mir Zeit bisschen inne zu halten und die Szenerie zu beobachten. Entscheide mich für Schokolade/Minze sowie einen etwas ruhigeren Sitzplatz direkt beim Brunnen. Mittlerweile ist die Polizei in das Treiben eingestiegen und pfeift lautstark die Leute zurück, die allzusehr auf den Steinen herumklettern. Irgendwo muss ein Kreuzfahrtschiff an Land gegangen sein, zumindest sind viele MSC-Sticker mit verschiedenen Nummern unterwegs. Hier eine Gruppe zusammenzuhalten ist bestimmt auch keine große Freude.

Kurz vorm Gehen nehme ich ein 5 Cent Stück aus meiner Tasche und werfe es formvollendet über meine rechte Schulter. Hat irgendwie doch was.

Ich weiß nicht, obs am Sonntag liegt, zumindest sind einige Straßen gesperrt und ich kann bequem mitten auf der Straße entlangrollen, was ziemlich entspannt ist. Das alles hätte ich nicht laufen wollen. Plötzlich steht links noch mal die Trajanssäule, halt warte.. die war doch woanders. Stellt sich raus, dass es die Mark Aurel Säule ist. Anderer römischer Kaiser aber ansonsten genau gleiches Konzept. Nur 80 Jahre jünger.

Dann komme ich an der Spanischen Treppe an. Wirkt ziemlich dekorativ vor allem mit dem Brunnen davor. Ich steige ein wenig die Treppe hoch und setze mich um etwas zu lesen. Beim Bau der Treppe war man sich nicht einig, ob der Papst oder Schutzmacht Frankreich verewigt werden sollte. Frankreich wollte ein Reiterbild, aber das war den Leuten zu martialisch. Letztlich setzte sich der Papst durch und stellte einen ägyptischen Obelisken mit Hieroglyphen auf. Ahja, das mit dem Ägyptenfetisch erschließt sich mir immer noch nicht so ganz. Wirkt für mich sehr unchristlich.

Spanische Treppe

Hinter mir sitzt ein deutsches Paar und beklagt, dass sie das alles nicht so kickt, wie sie es sich gedacht haben. Klar.. ist schon ätzend an einem perfekten Frühlingssonntag in Rom auf einer Treppe zu sitzen und einfach den Tag zu genießen. Typisch deutsch, denke ich. Naja, vielleicht haben die auch einfach Beziehungsstress.

Egal.. oben an der Treppe gibts einen tollen Blick über Rom. Als ich aufsteige, kommt mir noch kurz “Go Trabbi Go” in Erinnerung. Das ist genau die Stelle wo Udo seine Roswitha wiedertrifft. Woher man doch immer seine kulturelle Bildung hat ;)

Blick über Rom

Piazza del Popolo. Der Name passt, viele Leute hier. Und noch ein Obelisk. Dieser wurde von Ramses 2 vollendet und vor ca. 3200 Jahren in Heliopolis aufgestellt. Vor knapp 2000 Jahren wurde er nach Rom geholt und im Circus Maximus aufgestellt. Immer noch in guter Form, steht er hier Tag und Nacht und kündet vom Gott Horus. Ägypten.. da müsste ich auch mal hin.

Piazza del Popolo

Werde langsam müde, bin auch schon wieder 6h unterwegs. Ich überlege Mittagsschlaf zu halten, Wetter ist ja ausreichend. Bisschen Grün wäre nach all den Menschen und Steinen auch nett. Ich steige die Anhöhe im Osten hoch und gelange in den Park an der Villa Borghese.

Park Villa Borghese

Hier blühen die Bäume lila und auf den Grünflächen genießen die Römer ihren Sonntag. Guter Spot um durchzuatmen. Ich schließe die Augen und lausche der Mischung italienischer und englischer Gespräche vor einem Klangteppich aus lokaler Tanzmusik und einem überraschenden “We don’t look back in anger”.

Heimweg am Tiber entlang. Um dorthin zu kommen, muss ich das Fahrrad eine steile Treppe runtertragen. Mit körperlicher Schonung hat das nicht viel zu tun. Zumal absehbar ist, dass ich diesen Stunt nochmal hochwärts machen darf. Aber hier ist viel Platz und es ist angenehm beschaulich, da fährt es sich sehr entspannt direkt am Tiber entlang.

Radfahren am Tiber

Die schöne Lage nutzen auch einige Obdachlose. Sie haben ihre Zelte unter den Brücken aufgeschlagen und sitzen inmitten ihrer Habseligkeiten. Es sind nicht die ersten, die ich sehe. Schon am Pantheon kam mir eine Dame auf einem Skateboard entgegen, deren Beine so verwachsen waren, dass sie damit sicher nicht mehr laufen konnte, weswegen sie sich mit ihren Armen vorwärts schob, wie ein Rennrodler. Da haben die es hier am Tiber schon besser. Einer hat sogar die Pflastersteine aufgerissen und so einen kleinen Vorgarten angelegt. Jetzt ist er gerade dabei diesen zu bepflanzen. Er wohnt zwar unter einer Brücke, aber das heißt nicht, dass er keine Pläne hat. Es ist auch immer, was man daraus macht.

An der Engelsburg jemand spielt “Brick in the Wall”. Lustig bei all den Steinen und Wänden hier. Ich probe derweil ob am Rad überhaupt das Licht geht. So langsam dämmert es nämlich. Geht sehr gut. Das Fahrrad ist in gutem Zustand, nur die Gänge sind etwas hakelig und manchmal schleift die Bremse etwas. Eben ein Rad mit Charakter. Glaube wir beide werden Freunde. Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo mal wieder ich meinem Freund unter die Arme greife.

Engelsburg

Auf dem letzten Teil des Heimwegs wird mir das Thema Hügel zum ersten Mal richtig deutlich. Es ist so steil, dass ich absteigen und schieben muss. Noch ein Freundschaftsdienst also. Andere haben E-Bikes, das wäre natürlich jetzt von Vorteil. Anyway.. das schaff ich jetzt auch so.

Das Fahrrad stelle ich unten im Hausflur ab und frage vorsichtig bei meiner Gastgeberin. “Hmm, no” ist ihre Antwort und da klopft es auch schon an der Tür. Sie rät das Fahrrad in den Flur innerhalb der Wohnung zu stellen, da die anderen Bewohner alle alt sind und sie ohnehin schon gehasst wird. Ok, also rein in den Lift und schwupps stehts im Flur. (Ok, tatsächlich wars kein schwupps, eher ziemlich hakelig, aber wer will sowas schon lesen)

Die Abendbrotwahl fällt auf Nudeln. Nur bei welchem Italiener? Nur nicht genau das Gleiche wie gestern. Nach einem halben Dutzend interessanten Angeboten gebe ich dem Zuschlag einer Art Sportsbar aus der Bruce Springsteen klingt. Kriterium erfüllt, denk ich :)

An der Wand hängt ein physischer Facebook-Like-Counter auf dem 11913 prangt. Ich kenne die Geräte aus dem Internet. Überlege kurz, ob ich die Reaktionszeit des Counters prüfen soll und dann fällt mir auf, dass das genau die Aktion ist, auf die der Counter abzielt. Ne.. so leicht ist meine Zustimmung nicht zu bekommen.

Für den erfolgreichen Tag belohne ich mich noch mit etwas lokalem Zapfbier. Passt gut zum Essen und irgendwie freue ich mich einfach, dass alles soweit gut klappt. Das muss man auch mal feiern. Wer weiß, ob morgen wieder so tolles Wetter wird.

Als ich gehe läuft gerade Journeys “Don’t stop believin”. Auf dieses Lied gehe ich seit einiger Zeit ziemlich ab. Was will mir der Zufall denn damit sagen? ;)

Tag 1 – Anreise

Heute ging’s also in aller Frühe los. Ich konnte wegen Aufregung und der ausgedehnten Entspannung in den beiden Tagen zuvor eh nicht so lang schlafen. Flink alles zusammen gepackt und ab in die S-Bahn. Allerdings schön behutsam, nur nicht am Kreislauf rütteln. Diesmal kein Kaffee beim Bäcker.. der Magen ist noch sensibel. Statt dessen Eibrot mit Remoulade, ggf. auch das gewagt. Na mal sehen.

Im Supermarkt noch ein Gerolsteiner Wasser. Ich vermeide mittlerweile Vio, weil Coca Cola schon genug Geld verdient mit abgefülltem Grundwasser. Leider aus Gewohnheit Medium gegriffen. Auch das ggf. noch nicht das Richtige für den Magen. Anyway.. Hauptsache Proviant an Bord. Von Zuhause kommen noch Bananen, Tomaten, Kiwi und ein Kanten Brot dazu. Darf man Obst überhaupt mit in den Flieger nehmen? Gut.. das kann ich auf diesem Weg gleich Mal in Erfahrung bringen.

Kaum im Zug fällt mir wieder ein, dass mir Gerolsteiner gar nicht schmeckt :( Gute Wahl. Anyway.. trocken Brot und fast kohlesäurefrei geschütteltes Wasser nimmt der Magen zumindest an. Geht doch. Gefängniskost ist genau der richtige Start in den Urlaub ;)

Am Flughafen geht alles ganz flink. Ich denk mir es ist ne gute Idee die Gerolsteiner Flasche mit in den Security-Bereich zu nehmen, zum Auffüllen auf der Toilette. Also schütte ich unter den irritierten Blicken der Taxifahrer die noch über halbvolle Flasche in einen Gulli. Zum Boarding bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich nur auf Toilettenwasser vertrauen sollte.. und erstehe für günstige 3,50 EUR einen halben Liter Vio. Immerhin Still *yeah*. Andere Marken gabs im inneren Bereich nicht mehr. Annehmen, einfach annehmen ;)

Mit mir reist übrigens eine italienische Schulklasse im besten Teenager-Alter. Sitzen alle schön um mich herum verteilt, snacken die ganze Zeit Nippon und zeigen sich gegenseitig ihre Instagram-Accounts. Aber hey, ich hab Fensterplatz, dort gibt’s eh die interessanteren Beobachtungen.

So will es das hervorragende Wetter, dass fast keine Wolken am Himmel sind. Über dem Bayrischen Wald erkenne ich Reste von Schnee und als wir bei Salzburg die Alpen erreichen, sieht man beeindruckend, wie hoch diese aus dem hügeligen Vorland aufragen. Dort sind alle Gipfel schneebedeckt und ich zücke das Handy um den Anblick festzuhalten. Als wir die Südalpen erreichen, verschwinden die Berge schlagartig und geben eine große Ebene frei. Hier sieht man große Abflüsse aus dem Gebirge, die alle in die Adria fließen. Vorher fliegen wir noch über Venedig. Sieht ziemlich winzig von oben aus und erinnert mich ein wenig an eine Hallig.

Schneebedeckte Alpen

Schon krass, wie das Weltbild sich verändert, wenn man von oben auf die Welt schaut. Hab kurz diesen Astronautenmoment, den Raumfahrer beschreiben, wenn sie aus großer Ferne sehen und verstehen, dass es nur eine Welt gibt und darauf alles mit allem in Verbindung steht. Merkwürdig poetisch, denke ich respektvoll und frage mich, ob das an Höhenstrahlung oder Dehydrierung liegen könnte. Zur Sicherheit nehme ich schnell einen Schluck Vio.

Dann sind wir fast da. Da Nordwind herrscht, muss der Pilot eine Ehrenrunde drehen und an meinem Fensterplatz zieht die ewige Stadt in voller Pracht vorbei. Ich freu mich darüber, dass meine Ortskenntnis schon ausreicht die wichtigsten Landmarken zu erkennen. Sieht machbar aus.

Rom von oben

Landung. Niemand klatscht. Endlich mal keiner dieser Ferienflieger, wo jede Landung gefeiert wird, als wäre dies eine Sensation. Überlege welche Kriterien wohl ausschlaggebend sind für das Klatschen. Kinder an Bord? Flugziel? Schwieriges Wetter? Egal.. ich müsste viel mehr fliegen, um hier aussagefähige Ergebnisse zu bekommen.

Als wir über den Flughafen rollen, steht links eine Air China Maschine mit Flaggen und militärischem Drumherum. Aha.. offenbar ein Staatsbesuch. Später lese ich im Internet, dass der chinesische Staatschef zu Besuch ist um Geschäfte zu machen und für seine Seidenstraße zu werben. Daher auch überall Polizei in der Stadt und alle fünf Minuten ein Helikopter am Himmel. Freue mich schon mal auf noch längere Schlangen bei den Security Checks im Vatikan als ohnehin :)

Was man sagen muss, der Flughafen funktioniert reibungslos. Das Gepäck ist schon auf dem Band als ich dort ankomme und binnen weniger Minuten ist man draußen. Zum Transfer in die Stadt habe ich mich auf einen Bus eingeschossen. Laut Internet nur 5,80 EUR.. aus meiner Sicht ne günstige Stadtrundfahrt. Ich finde auch den entsprechenden Schalter über dem in großen Buchstaben dieser Preis steht.. und zahle dann ungläubig 7 EUR, weil der Preis am Schild über dem Verkaufsstand nur im Internet gilt. Ahja, willkommen in Italien ;)

Während ich auf den Bus warte, gesellt sich ein Römer zu mir. Fragt, wo ich herkomme und sagt, dass er Deutschland mag, weil die Länder wie Brüder sind. Er scheint in Ordnung, also erzählen wir ein wenig, bis ihm auffällt, dass er kein Ticket hat. Ich schicke ihn zum Stand und passe auf sein Gepäck auf. Brüder halt. Im Bus sitzen wir dann nebeneinander. Er muss dringlich seine SIM-Karte wechseln, weil er wohl jetzt in Costa Rica wohnt und in Rom nur seinen Vater besucht. Als wir in den historischen Stadtkern einfahren, erzählt er mir von der Stadtmauer die fast noch überall erhalten ist und wir sprechen über die zweitausend Jahre Römisches Reich und wie sehr Antikes und Modernes hier nebeneinander steht.

Ein schönes Gespräch, aber ich sehne mich langsam Richtung Unterkunft. Als der Bus an der Termini-Station hält verabschieden wir uns und ich hab binnen 10 Minuten das Domizil gefunden. Für den Zugang habe ich klare Instruktionen erhalten: hier klingeln, Tür nicht drücken, öffnet automatisch, linker Aufgang, nochmal klingeln, 4. Etage, Lifttür immer fest heranziehen, Code eingeben, Raum “Michelangelo”, zweiten Code eingeben, Schieber nach rechts. Klappte alles auf Anhieb und in Windeseile konnte ich erstmal durchatmen.

Raum “Michelangelo”

Viel mehr passierte dann auch nicht. Ich war noch kurz auf einem Orientierungsgang hinsichtlich Frühstück und hab mich direkt danach auf eine Pizza eingeladen. Zur Feier des Tages Funghi et Proscuitto Crudo und ein Glas Cola. Dachte der Magen ist nunmehr soweit. Das Restaurant war recht überschaubar und ich fand es interessant, dass dort nur Männer arbeiteten. Allein fünf oder sechs im Service und nochmal zwei in der Küche. Keiner sah aus wie ne Aushilfskraft. Das hat mich doch etwas überrascht, da bisweilen mehr Servicekräfte da waren als belegte Tische. In Deutschland hätte man das sicher längst wegoptimiert. Aber hier bedienen einen professionelle, stets freundliche Herren zügig aber ohne Hektik. Ich glaube der eine hat sogar kurz zu “My Heart will go on” eingesetzt. Liebenswürdig :)

Vorm Schlafengehen stand dann noch eine besondere Challenge an. Das Duschen im Flurbad. Ich hatte mich aus optischen Gründen für das “goldene” Bad entschieden. Es war größer als das “grüne” und das Licht war besser. Mutig schritt ich unter den Duschkopf mit der Frage, ob das Volk der Erbauer von Thermen weit vor der Neuzeit die Kunst warmes Wasser in Nasszellen zu bringen, immer noch beherrscht. Die Antwort ist.. so halb. Es war kein Gebirgsbach aber die Wash-and-Go-Technik kam dennoch zum Einsatz.

Entsprechend gesalbt schlief ich dann unter dem übergroßen Motiv von Michelangelos “Die Erschaffung Adams” friedlich ein.

Was vorher geschah

Die Vorgeschichte zu meinem Italien-Trip ist im Grunde schnell erzählt. Ich hatte noch Resturlaub aus dem Vorjahr und den üblichen Regeln entsprechend, muss dieser im ersten Quartal des Folgejahres genommen werden. Damit ich wettertechnisch möglichst viel davon habe, fiel meine Wahl auf die letzte Märzwoche und recht schnell war klar, dass es nach Italien gehen soll. Wetter, Landschaft, Leute, Essen.. da kann man recht wenig falsch machen. Zudem hatte ich zuletzt Vieles gelesen und in Dokus gesehen, dass mich reizte es auch mal in Realität zu sehen.

Die Reiseplanung ging recht zügig, weil ich mich nicht mit jemandem abstimmen musste (es hatte sich recht schnell herausgestellt, dass andere kein solches Resturlaubsthema haben). Insofern war alles im grünen Bereich, bis sich in der letzten Woche vor dem Aufbruch ein Virusinfekt bemerkbar machte, der mich mit Fieber, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen sowie der Frage konfrontierte, was denn nun mit dem Urlaub wird.

Ich entschied mich für ein Akutprogramm. Schonungslose Genesung incl. Medizin, Vitaminbomben und vollständiger Bettruhe. Fühlte sich auch recht gut an, außer, dass das Fieber weiter stieg und der Magen die verabreichten Vitamingeschenke beherzt wieder hergab. Irgendwann landete ich dann in der Wanne und hörte Podcasts über das “Annehmen, dessen was ist” und über “innere Ressourcen”. Ahja.. einfach nix erwarten, das klingt hilfreich. Als ich dann in Altherrengeschwindigkeit durch meine Wohnung schlicht und das dem Kreislauf immer noch zu viel war, plante ich schon eine schöne Dokuwoche über Italien im heimischen Bett.

Da ich jetzt gerade in Rom auf meinem Bett liege, ist die Vorgeschichte hiermit auch zuende :)

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén